Willkommen zu unserem heutigen gemeinsamen Treffen. Ich freue mich sehr, dass Ihr alle eingeschaltet habt. Für alle die mich nicht kennen, mein Name ist Thomas Rieker, ich bin Head of Medical von Anicura Deutschland. Und ich freue mich riesig, dass wir in der Reihe „Bones & Beyond“ heute über etwas sprechen, das extrem wichtig ist, weil es den Erfolg maßgeblich beeinflusst, nämlich die erste Evaluation. Und da kann noch der beste Schrauber dahinterstecken, wenn man vorher Fehler gemacht hat, die man besser nicht hätte machen sollen, wird man das Ergebnis nicht mehr korrigieren können. Und ich bin heute super, super stolz, dass wir Martin Unger dafür gewinnen konnten, dieses Seminar heute für uns durchzuführen.
Und ich habe nachgeschaut, wie lange ich Martin schon kenne und ich bin schockiert, denn das sind wahrscheinlich mehr Jahre als das Alter einiger unserer Teilnehmer. 32 Jahre sind es her, Martin, das war 1993, als Du Dein erstes Mal in Zürich deine Facharztausbildung gemacht hast. Ich habe euch ja bereits erzählt, dass er eine Facharztausbildung absolviert hat, die er 1993 auch mit Diplom abgeschlossen hat.
Zuvor studierte er in München. Und wer kennt Martin Unger nicht? Martin Unger ist das, was man einen großen Pädagogen nennt. Ich denke, das liegt vielleicht bereits in der DNA der Familie.
Schon sein Vater war in dieser Hinsicht sehr aktiv und die Familie Unger hat die Flimsa Kleintiertage sozusagen miterfunden und ins Leben gerufen. Mittlerweile sind sie mit einem superspannenden Programm nach Rabella umgezogen und Martin organisiert es wie zuvor. Martin leistet unheimlich viel für uns auf Alicura und Eric Wauters hat mir nochmal geschrieben, dass Martin immer da ist und viel für uns tut.
Viele hat er über die Jahre als Mentor, als Pädagoge begleitet. Er ist immer ein Freund, er ist immer hilfsbereit und ich bin froh, dass wir seit über 30 Jahren ein freundschaftliches Verhältnis pflegen und das hilft sehr. Aber darum geht es heute nicht, sondern um das Thema.
Ich möchte unsere zweite Rednerin, Britta Kiefer-Hecker, begrüßen. Auch sie hat, wie wir alle in München, im Bereich der Ernährungswissenschaft studiert, promoviert und gearbeitet. Britta wusste viel, sie hat einen akademischen Hintergrund, hat für HILS schon viele Positionen in der Industrie eingenommen und auch in der Praxis gearbeitet und insofern freue ich mich jetzt auf ein super spannendes Seminar mit euch beiden.
Und ich vergesse nicht, insbesondere dem HILS zu danken, ohne dessen freundliche Zusammenarbeit wir dieses Webinar nicht hätten auf die Beine stellen können. Und jetzt schalte ich ab und sage: „Hey, Martin, geh und hab Spaß.“ Vielen Dank, Thomas. Mit der Blume werde ich nun ein Blumengeschäft eröffnen, denn das ist mehr, als ich es sonst gewohnt bin. Und es schon lange zu wissen, heißt nicht, dass es gut ist, aber ich hoffe, dass wir jetzt eine gute Sitzung haben werden. Für mich ist das etwas ungewohnt, ich spreche viel über Frakturen, mache dann aber meistens eine Pop-Tory mit vielen Röntgenaufnahmen, mit vielen Frakturen, mit vielen Fixierungsmethoden, wie man das am besten macht, aber das ist heute nicht unser Thema, sondern wir wollen sehen, wie die Erstbegutachtung darauf einwirkt, sodass wir über die Frakturen heute relativ wenig hören wollen.
Das Besondere bei unseren Katzen ist, dass wir oft nicht wissen, wie das Ganze passiert ist. Und da uns dieser Vorbefund fehlt, kommt es sehr häufig vor, dass es sich um ein Polytrauma handelt. Die meisten Katzen mit Knochenbrüchen sind Freigänger, kommen entweder lahm nach Hause, werden direkt in die Klinik gebracht, weil sie vielleicht von einem Auto überfahren wurden, oder schleppen sich nach Hause und werden dann zu Ihnen gebracht.
Der zweite Unterschied bei der Katze ist, dass beim Hund die Knochenbrüche oft nicht frisch sind, denn diese Patienten waren 4-5 Tage oder länger weg, bevor sie wieder nach Hause kamen und meistens war der Unfall der Anfang der Abreise und sie fanden sich erst nach Tagen wieder oder wurden nach Hause geschleppt. Was bei Katzen außerdem etwas schwierig ist, ist, dass man sie nicht so gut untersuchen kann. Die Untersuchung einer Lahmheit bei einer Katze ist eine echte Herausforderung. Das beginnt damit, dass man es nicht wirklich alleine machen kann, um sich den Prozess und seine Funktionsweise genau anzuschauen. Meistens liegt es einfach bei uns, von den Besitzern wird es meist ins Körbchen gebracht oder auf den Tisch gelegt, sodass wir nicht sehen können, ob sie stehen können, ob sie laufen können, wo das Problem liegt. Was es noch schwieriger macht, insbesondere wenn sie einen Bruch haben und Schmerzen haben, ist, dass sie während der Untersuchung normalerweise nicht kooperieren. Dass dann gekratzt, beißt und versucht wird, unsere Untersuchung schlicht zu verteidigen, kommt leider oft vor, erschwert die Sache und erfordert ein wenig Feingefühl, Geduld und langsames Vorankommen. Man kann auch sagen, dass Katzen immer als Superpatienten bei Knochenbrüchen beschrieben werden, weil die Ergebnisse so gut sind. Allerdings müssen wir damit rechnen, dass sie vielleicht doch nicht so gut sind, wie wir immer meinen, weil wir sie vielleicht nicht so gut beurteilen können.
Denn man kann eine Katze nicht einfach vor sich hin laufen lassen und eine leichte Lahmheit bemerken, doch die meisten Katzen, die Probleme haben, bewegen sich einfach weniger, laufen nicht zu viel und kleine Lahmheiten werden von Besitzern oft nicht bemerkt. Wenn wir jetzt in die Thematik einsteigen, dann würde ich das eigentlich gerne in zwei Gruppen unterteilen. Wir sprechen hier tatsächlich über Frakturen und zwar über Patienten mit Frakturen.
Da aber ein sehr großer Teil unserer Katzen, die Frakturen aufweisen, eigentlich Polytraumapatienten sind, müssen wir eigentlich zwei Gruppen betrachten. Einmal eine Gruppe der reinen Frakturpatienten, um die es im zweiten Teil der Vorlesung geht und dann auf der anderen Seite die Polytraumapatienten. Dass es fließende Übergänge sind ist klar, das kann die Katze sein, die ihr Bein irgendwo im Haus eingeklemmt hat und nur einen Grünholzbruch hat als reiner Frakturpatient und das kann dieses ganz schwere Polytrauma sein mit Schädel-Hirn-Trauma, Bauch-Thorax-Trauma und allem.
Und oft liegt unser Patient irgendwo dazwischen, aber der Einfachheit halber unterteilen wir ihn einfach in einen Frakturpatienten, bei dem es nichts Besonderes gibt, und den echten Polytraumapatienten. Also wir schauen uns den Frakturpatienten bei der Triage an, es ist eine Extremität, es sind mehrere, wir schauen ob es eine geschlossene oder offene Fraktur ist, wir schauen ob der Patient noch gehfähig ist und dann machen wir uns wegen der Narkose und dem ganzen Ablauf noch ein bisschen Gedanken, ob es ein junger gesunder Patient ist oder eher ein alter und vielleicht auch kranker Patient. Dies ist unsere Triage für den normalen Frakturpatienten.
Beim Polytraumapatienten sieht es völlig anders aus. Zunächst müssen wir schauen, ob der Patient überhaupt stabil ist, ob er lebensbedrohlich erkrankt ist, wenn ja, wo die inneren Verletzungen liegen, wie der Neurostatus des Patienten ist, insbesondere ob ein Schädel-Hirn-Trauma dabei vorliegt. Und dann muss man natürlich auch nochmal die orthopädischen Sachen anschauen, ist er gehfähig oder nicht, ist eine oder mehrere Extremitäten betroffen und sind bei dem Ganzen evtl. offene und weitere Verletzungen dabei.
Dadurch ändert sich auch der Behandlungsplan etwas. Bei normalen Frakturpatienten führen wir eine klinische und eine orthopädische Untersuchung durch. Bei uns steht immer der Patient im Mittelpunkt, das werde ich später noch ein paar Mal erwähnen, denn das ist wichtig.
Wenn man den Patienten nicht hinlegt und schaut, ob er wirklich auf allen vier Beinen stehen kann oder auf dreien und nicht nur auf dem gebrochenen, übersieht man leider immer etwas. Um den Bruch beurteilen zu können, machen wir anschließend ein Röntgenbild. Wenn wir uns nicht sicher sind, ob es sich vielleicht um einen Traumapatienten handelt, der innere Verletzungen aufweisen sollte, dann machen wir lieber zur Sicherheit vorab und zwar ein Übersichtsröntgen in zwei Ebenen und eine Laboruntersuchung zur Operationsvorbereitung.
Und dann sind wir eigentlich schon da, um auch noch ein bisschen über die Kostenplanung und die Prognose und die anderen Dinge mit dem Eigentümer zu sprechen. Beim Polytraumapatienten steht allerdings tatsächlich zunächst einmal die Stabilisierung im Vordergrund. Da kennen wir das berühmte ABC, das wir durchgehen müssen. Darauf möchte ich jetzt nicht näher eingehen, das würde die Vorlesung sprengen. Auch hier gehören Übersichtsröntgenaufnahmen zum Standard. Anschließend können spezielle Röntgenaufnahmen gemacht werden, die Sie sich anschauen können und für die weitere Röntgenuntersuchung notwendig sind.
Bei unscharfem Bauchbild können Ultraschall, Laboruntersuchung und bei Patienten, die zeitweise in Seitenlage liegen, störrisch sind, sich kaum bewegen können, auch eine Computertomographie die besten Ergebnisse bringen. Werfen wir nun einen kurzen Blick auf den Polytraumapatienten, denn das ist ein Patient, den Sie vielleicht nicht selbst behandeln können, wenn Sie ihn sehen. Das ist ein Patient, den Sie an die Transferklinik weiterleiten können. Und nun ist es für Sie tatsächlich ganz wichtig, dass Sie, bevor Sie ihn weggeben, die Prognose und die Kosten mit dem Besitzer besprechen. Und wenn man über die Prognose spricht, geht es in diesem Fall nicht nur um Knochenbrüche, sondern auch um alle inneren Verletzungen. Das Ganze muss man abwägen und wenn man über die Kosten sprechen will, dann hat man nicht nur die Betriebskosten, sondern in der Regel auch Stationskosten und Nachbehandlungskosten.
Das heißt, Sie haben den Besitzer vor sich, Sie kennen ihn vielleicht, weil er der Patient ist, der am häufigsten zu Ihnen kommt. Das heißt, man muss mit ihm zunächst einmal besprechen, wohin die ganze Reise geht. Handelt es sich um einen Fall, den ich an eine andere Klinik weiterleite und der dort entsprechend behandelt werden muss? Neben der Prognose und den Kosten spielt auch die Compliance des Besitzers eine Rolle, denn entscheidend ist, dass dieser die Nachbehandlung grundsätzlich tragen kann, regelmäßig zum Arzt gehen kann, den Patienten beruhigen kann, Lust auf das Ganze hat und natürlich auch die Kosten für das Ganze trägt.
Beim Polytraumapatienten machen wir neben der Übersicht oft auch spezielle Röntgenaufnahmen und schauen uns diese speziellen Röntgenaufnahmen an und sehen, dass der Bruch besser dargestellt ist oder wenn wir in dem anderen Bereich mehr Details sehen müssen, dann machen wir die Übersichtsaufnahmen. Im Labor haben wir gesagt, wir brauchen zu Beginn einen Ultraschall. Es kann sein, dass wir noch Kreislaufkontrollen brauchen und dann, und das ist für Sie wichtig, wenn Sie die Möglichkeit haben und einen Patienten haben, der polytraumatisiert ist und zum Beispiel einen massiven Pneumothorax hat und schon deutliche Dyspnoe hat, dann kann für Sie eine Thorakoskopie eine erste wichtige Maßnahme sein.
Auch eine Bauchnarkose, um zu schauen, ob sich eventuell Urin im Bauchraum befindet, der bei einer inneren Verletzung noch vorhanden sein könnte, kommt für Sie in Frage. Und dies vorab zu klären, kann möglicherweise auch ausschlaggebend sein, ob man sich dann mit dem Besitzer einigt, ob der Patient weiter betreut wird oder ob es für diesen einzelnen Patienten die Entscheidung sein kann, dass man bei so einem Polytraumapatienten zur Euthanasie geht. Immer wieder wird uns die Frage gestellt, ob nach der Stabilisierung, Schmerz- und Infusionstherapie noch ein Antibiotikum vom Tierarzt gegeben werden sollte? Das Antibiotikum ist eigentlich nur für offene Verletzungen und da wäre es natürlich schön, wenn wir den gleichen Spiegel bekämen, es sei denn, es handelte sich vorher um eine alte Verletzung. Zunächst gilt es zu prüfen, ob die Hautbarriere noch intakt ist. Bei einer intakten Hautbarriere ist kein Antibiotikum nötig. Wenn die Hautbarriere zweifelhaft ist, es kann sein, dass sie gar nicht offen ist, sondern dass wir massive Hämatome haben, dass wir Flüssigkeit haben, dass wir schon Exsudat aus dem Gewebe haben, dann ist das auch ein Fall, der mit Antibiotika versorgt werden sollte.
Und wenn der Patient eine Wunde hat und insbesondere eine Wunde im Bereich der Fraktur, dann sollte man überlegen, ob man die ein bisschen säubern kann, ob man den Schmutz, der vielleicht von der Straße und vom Unfall herkommt, entfernen kann und dann wäre es gut, wenn diese Wunde abgedeckt wäre, damit weder drinnen noch auf dem Transport noch in der Klinik neue Bakterien hineinkommen, die uns vielleicht noch viel größere Sorgen bereiten als die ursprünglichen. Hier noch ein Beispiel für einen solchen Polytraumapatienten, rechts mit massivem Hämatom und Organen, links der Patient der nur einen Lungenthorax hat, einerseits eine leichte Verschattung andererseits. Nachdem wir ihn stabilisiert haben, stellt sich nun die Frage, ob eine Not-OP notwendig ist, ist das ein Patient, den ich gleich weiterschicken werde? Handelt es sich um größere Hernien, wie hier rechts, wenn die Harnröhre verletzt ist oder wenn eine zusätzliche Thoraxdrainage mit Sog des nicht zu stabilisierenden Brustkorbs notwendig ist, können Notfalloperationen und Transplantationen notwendig werden.
Vielen Dank, Martin, für die tolle Einführung in dieses spannende Thema. Ich bin sehr froh, dass ich die Ernährung hier ergänzen kann, was schon ein extrem wichtiges Thema ist, auch wenn es nicht so sehr auf Sekunden und Minuten ankommt wie bei Euch im OP. Lassen Sie uns hier einsteigen.
Tatsächlich ist eine entsprechende Ernährung und Nährstoffversorgung ausschlaggebend für eine gute Genesung des Patienten. Dennoch ist es keine Selbstverständlichkeit, dass dies in der Praxis auch gut funktioniert. Aus traditioneller Sicht konzentrieren wir uns oft auf nichts pro Eid, d. h. dass wir erstmal nichts essen. Es gibt nichts zu fressen und wir haben bereits in der OP-Vorsorge eine Phase, in der wir das Tier fasten lassen sollten. Das Tier selbst hat meist mit anderen Problemen zu kämpfen als sich um die Ernährung zu kümmern, weshalb der Appetit oft gleich Null ist und wir eine Nahrungsverweigerung feststellen, sei es aufgrund der körperlichen Verfassung des Patienten oder der körperlichen und gesundheitlichen Umstände in der Praxis. Und manchmal fehlt in der Praxis selbst die Routine für das Thema und wir haben unzureichende Ernährungspläne, nicht das Richtige parat, nicht die richtige Ernährung parat, nicht das richtige Regime. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir hier an den Start gehen können. Da wir uns auf die Operation konzentrieren, möchte ich zuerst auf die Frage des präoperativen Fastens eingehen. Wie wir bereits gesehen haben, betreuen wir heute mehrere Patienten in unterschiedlichen Situationen.
Insofern können wir natürlich keinen Zeitpunkt, keine Dauer vorgeben, die für jeden passt. Wir müssen das Ziel vor Augen haben. Ziel ist eine Minimierung des Magenvolumens bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Flüssigkeitszufuhr sowie eine Optimierung des pH-Wertes des Magens, um insbesondere einer Speiseröhrenentzündung bzw. einem Aufstoßen vorzubeugen.
Betrachtet man die Humanmedizin, gibt es die Empfehlung, den Patienten bei fester Nahrungsaufnahme etwa sechs Stunden nüchtern zu halten, während klare Flüssigkeiten oft bis zu zwei Stunden vor der Narkose erlaubt sind. Daher muss sehr individuell und natürlich auch abhängig vom Zustand des Patienten und unseren Möglichkeiten entschieden werden, wann wir die Fütterung beenden. Sicher ist, dass nach einer Operation möglichst bald mit der Ernährung begonnen werden sollte. Warum? Denn längeres Fasten wirkt sich auch auf den Magen-Darm-Trakt insofern aus, als dass auch die Magen-Darm-Barriere von den Nährstoffen abhängig ist, die über das Darmlumen zu den Kolonozyten gelangen. Die Darmzellen werden also nicht ausreichend über die Blutzufuhr versorgt, die Darmzellen möchten aber auch kurzkettige Fettsäuren und andere Stoffe aus dem Verdauungstrakt aufnehmen. Eine starke Darmbarriere ist unbedingt erforderlich, um das Immunsystem des Patienten aufrecht zu erhalten. Auch für die Wundheilung benötigen wir viele Nährstoffe, zum Beispiel Proteine für den Muskelaufbau, die Hautheilung und so weiter. Andererseits müssen wir aber auch berücksichtigen, dass unsere Narkosemittel auch Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt haben. Wir haben eine Veränderung der Peristaltik, wir haben eine verzögerte Magen-Darm-Entleerung.
Insofern ist auch nach der Operation eine genaue Betrachtung des gesamten patientenspezifischen Vorgehens notwendig. Zum Glück gibt es auch Helfer, die uns bei diesen Entscheidungen unterstützen. Wenn wir einen Frakturpatienten haben, der stabil ist, bei dem wir etwas mehr Zeit haben, uns um den OP-Termin zu kümmern, dann ist es auch sehr gut, dass wir uns vor der OP mit der Ernährung beschäftigen.
Es ist immer so, dass der Magen-Darm-Trakt darauf eingestellt ist und ich daher auch meine Ernährung dementsprechend abwägen sollte. Es gibt auch Helfer von der WSAPA, zB Fragebögen zur Ernährung von Haustieren. Vielleicht macht sich der Patient auch so große Sorgen, dass ich sage, hm, mit diesem Essen kann er nach der OP weiter zum Bahnhof oder nach Hause gehen. Das hat natürlich den Vorteil, dass der Patient darauf eingestellt ist, sich an den Magen-Darm-Trakt gewöhnt hat und auch die Wahrnehmung, was ist mein Futter, was ein wichtiges Thema für die Katze ist, dann passt. Wenn der Patient beispielsweise schon einmal gebarft wurde, habe ich natürlich schon die hygienischen Risiken von rohem Fleisch und das wäre etwas, was ich nach einer OP nicht unbedingt beibehalten würde. So erfolgt oftmals auch die Empfehlung zu einer Ernährungsumstellung.
Und deshalb sollten Sie sich einen Ernährungsplan für die Zeit danach erstellen und auch bei der zeitlichen Abfolge vor der OP freier sein. Was wir insbesondere bei diesen polytraumatischen Patienten auch berücksichtigen müssen, ist, ob das Tier über einen längeren Zeitraum gefastet hat. So wie Martin es bei der erst nach Tagen nach Hause gebrachten Katze beschrieben hat, kann es sein, dass sie seit Tagen nichts gefressen hat. Und ich muss extrem vorsichtig sein, wenn ich mit der Ernährung beginne, denn das kann den Stoffwechsel überfordern, so dass es im schlimmsten Fall dazu kommen kann, dass der Patient die ganze Geschichte nicht überlebt. Was dieses Refeeding-Syndrom ist, möchte ich hier nicht näher erläutern. Ich möchte nur kurz verdeutlichen, dass sich die Leber hier verändert, weil in einer solchen Situation der gesamte Stoffwechsel auf Eiweißmangel basiert. Deshalb verlieren die Tiere nach dem Fettabbau auch sehr schnell viel Muskelmasse. Und das ist die Situation, in der sich der Patient befinden kann. Und insofern ist es auch wichtig, dass ich, wenn ich hier mit der Fütterung beginne, erstmal langsam beginne, damit das System nicht von der Nährstoffflut überrascht wird.
Und zweitens, dass ich mit einer Nahrung beginne, die auch einen hohen Proteinanteil hat, damit der Stoffwechsel nicht gleich wieder umstellen muss, weil er auf eine normal ausgewogene Nahrung nicht umstellen kann. Bei der Katze haben wir eine besondere Situation. Martin hat das bereits angesprochen. Und deshalb wollte ich kurz ein paar Dinge zitieren, die ich hauptsächlich aus der Konsensrichtlinie und dem Management der hospitalisierten Katzenbewohner habe. Ich finde solche Leitlinien immer sehr gut, da sie die eigenen Erfahrungen ergänzen. Und es ist immer sehr gut, sie sich zu holen. Sie sind größtenteils frei zugänglich. Insofern möchte ich an unsere Zuhörer appellieren, immer auf solche Vorgaben zu achten, wenn auch Sie ein Protokoll erstellen und eine sinnvolle Vorgehensweise für das ganze Team schaffen wollen. Bei der Katze haben wir also viele Dinge, die hier Einfluss haben.
Zunächst einmal ist das Futter, wie bereits erwähnt, etwas, das die Katze kennt. Bei Katzen kennen wir häufig die Situation der Neophobie, der Angst vor Neuem. Ich weiß nicht, ich esse nicht. Insofern wird hier natürlich gerade in der Stresssituation in der Klinik sehr stark darauf geachtet, ob es sich bei dem Essen um etwas Vertrautes handelt. Zunächst wird der Geruch wahrgenommen. Dann nämlich, wenn man es überhaupt probiert, Konsistenz und somit Geschmack verliert. Oder auch die Präsentation. Wie sind die Nickerchen? Ist es ein Mittagsschlaf wie zu Hause, gewohnt oder doch ein ganz anderer? Natürlich spielt in erster Linie immer noch das Umfeld eine Rolle. Und es ist gut, wenn ich mich in der Klinik darauf einstellen kann. Welche Geräusche, welche Gerüche, welches Licht? Katzen mögen es nicht, beim Fressen beobachtet zu werden. Wenn ich sie also auf Posten habe und ihnen etwas vorstelle und sage, iss das jetzt oder iss das nicht, und ich starre sie dabei an, dann kann das schon der einzige Fehler sein, weshalb sie es nicht nehmen. Auch ein wichtiger Tipp für die Tierbesitzer zu Hause: Lassen Sie die Katze in Ruhe und starren Sie sie nicht an, ob sie nun das neue Futter frisst oder nicht. Oftmals ist es gut, wenn man den Käfig beispielsweise aufhängt, damit er wieder zurück zur Station fahren kann. Und dann sind da natürlich noch all die negativen Gefühle, die in dieser Situation aufkommen können. Der Verlust der Selbstbestimmung ist für die Katze sehr wichtig. Es ist nun gezwungen, in der Klinik zu sein, dort zu sitzen, das Licht und die Geräusche und die Gerüche zu ertragen. Deshalb ist es gut, wenn man versucht, es möglichst gemütlich zu machen, ihm irgendwie eine Rückzugsmöglichkeit zu geben, es zuzudecken oder aufzuhängen. Ist die Katze zum Beispiel gestresst oder hat sie Schmerzen, ist es für uns selbstverständlich, dass wir etwas dagegen unternehmen. Und Sie müssen diesen Schmerz immer im Hinterkopf behalten. Oder auch Übelkeit ist eine Maßnahme, die ich zunächst in Betracht ziehen muss, bevor ich dem Tier zumute, selbstständig mit dem Fressen zu beginnen. Und dann liegt es oft nicht am Essen, sondern an den Umständen. Und ich muss sehr eng mit dem Personal im Sender zusammenarbeiten, um eine zielgerichtete Arbeit sicherzustellen. Und dann sind da natürlich je nach Situation auch noch die körperlichen Beeinträchtigungen des Tieres. Zum Thema Umwelt gibt es auch Dinge, die ich dem Team allgemein beibringen kann. Oder hoffentlich ist es für viele von Ihnen bereits Routine, dass die Leute ruhig sein und sich langsam verhalten sollten. Am besten ist es, vorhersehbar zu reagieren. Dass Sie sich bei der Untersuchung weniger auf empfindliche Körperteile konzentrieren. Das Gesicht kann für die Katze oftmals eine sehr große Stresssituation darstellen. Dass man die Tiere nicht fixiert, niemals diese Packung am Hals macht. Dies sind alte Tipps, die mittlerweile überholt sind. Dies sind Dinge, die unbedingt berücksichtigt werden sollten. Und da ich oft nicht weiß, wo die Reise beim Patienten hingeht, was ich bei seinem Polytrauma entdecke, ist es natürlich ideal, wenn ich für alle möglichen Behandlungen das Timon Equipment bereit habe. Damit ich schnell für die Katze sorgen kann.
Zurück zum Fokus auf die Butter selbst. Die Butterverteilung muss immer dem Energiebedarf entsprechen. Es gibt eine Formel, die immer passt. Das sind 70 Kalorien pro Kilogramm Körpergewicht, pro metabolischem Kilogramm Körpergewicht. Gemeint ist das gemessene, gewogene Körpergewicht auf 0.75 genau. Es gibt auch Tabellen die Ihnen das sagen. Praktischer ist die niedrigere Formel: 30 mal das einfach gewogene Kilogramm plus 70. Das gilt aber erst ab 2 Kilo, was nicht unbedingt bei jedem Patienten gegeben ist. Zunächst muss ich den Energiebedarf im Ruhezustand kennen. Das ist der RER, der Ruheenergiebedarf. Und das ist der Energiebedarf, der mir oft reicht, wenn das Tier am Ende der OP ist. Aber natürlich sollte ich diesen Energiebedarf dem Tier nicht ad hoc nach der OP zuführen, sondern viele kleinere Mahlzeiten, damit ich die Magenbelastung und auch die Magensäureproduktion reduzieren kann. Und wie gesagt, ich kann dadurch auch die Gefahr einer Übelkeit oder eines Refluxes verringern.
Diese Energiemenge, diese Menge an Ruheenergie, reicht auch aus, wenn ich sie dem Patienten erst am dritten Tag zuführe, insbesondere wenn ich nicht weiß, wie viel Nahrung er im Vorfeld zu sich genommen hat. Das heißt ich würde langsam steigern, am ersten Tag nur ein Drittel, vor allem wenn er eh in Eile isst, oder ich eh auf Sonnennahrung bin, am zweiten zwei Drittel und am dritten drei Drittel. Wenn sich das Tier wirklich bewegt, ziehe ich natürlich noch einen weiteren Faktor hinzu. Dann spreche ich nicht vom Ruheenergiebedarf, sondern vom Tagesenergiebedarf. Und von einem zum anderen kommen Sie auf unterschiedliche Faktoren. Die Auswahl der Nahrungsmittel, die ich zu mir nehme, muss natürlich individuell auf den Patienten abgestimmt sein. Habe ich eine freiwillige Nahrungsaufnahme oder rede ich von Sonnennahrung? Wie ist der Gesundheitszustand? Habe ich eigentlich ein Tier, das bis auf den Bruch keine Probleme hat? Kann ich ihn dann ernährungsphysiologisch als gesund einschätzen oder habe ich den polytraumatisierten Patienten? Und das hängt teilweise auch vom Nassfutter oder Trockenfutter bzw. den individuellen Vorlieben ab. Auf die Sonnenfütterung und Co. werde ich hier natürlich nicht weiter eingehen. Aber wir haben verschiedene Möglichkeiten.
Leider hatte ich als Ersatz für die Katze nur einen Hund. Und das alles hat unterschiedliche Vor- und Nachteile, je nachdem, wo und wie ich die Sonde anbringe. Ich wollte nur nochmal erwähnen, dass diese Zwangsernährung bei der Katze auch nicht mehr zu empfehlen ist, dass man das irgendwo einpackt und in den Mund stopft.
Das sind heute keine Legionäre mehr, sondern eher eine Sonde. Von Hills Pet Nutrition gibt es hier ein Produkt, dass sich seit vielen, vielen Jahren bei Haustieren bestens bewährt hat. Das ist ADE. Wir sind in Europa auf 200 Gramm Dosen umgestiegen, welche am Standort Verona produziert werden. Dabei handelt es sich um ein leicht verdauliches, proteinreiches Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, um Entzündungen wieder in den Griff zu bekommen. Natürlich gibt es ein Plus an Elektrolyten, was aber nicht heißt, dass man bei Problemen nicht vorher durch Infusionen den Elektrolythaushalt ausgleichen sollte.
Mit Antioxidantien und zusätzlichen B-Vitaminen, damit das Energieniveau des Patienten möglichst hoch ist und unterstützt wird. Das Produkt kann ich, je nach Sondengröße, unverdünnt anwenden, da es beim Öffnen und Umrühren der Dose flüssig wird. Fixotroph nennt man diese ganz besondere Konsistenz.
Und bei kleineren Sonden ist eine Verdünnung mit Wasser sinnvoll. Bitte achten Sie darauf, dass die Energiedichte sinkt und ich mehr füttern muss. Dafür gibt es solche Tabellen.
Bei unverdünnter Fütterung liegen wir bei einer Kaloriendichte von 1.3 Kilokalorien pro Milliliter. Und wenn man es mit Wasser halbiert, dann ist es die gleiche Menge wie 200 Gramm Wasser. Das sind 200 Milliliter. Dann haben wir natürlich nur die halbe Energiedichte. Wägen Sie das hier also immer ab. Auch wenn Sie zu anderen Produkten greifen, achten Sie auf die Energiedichte.
Wenn ich eine Sonde gelegt habe, wann kann ich sie wieder entfernen? Frisst das Tier selbstständig, sollte man am besten noch ein paar Tage warten, sofern das Tier so lange in der Hauptstation bleiben kann und soll. Oftmals ist aber, je nach Sonde, eine Belassung des Tieres zu Hause möglich. Oder auch wenn es drei Viertel des restlichen Umsatzes über mehr als zwei Tage hinweg alleine frisst.
Damit mir die Sonde nicht wegfällt und der Patient nichts mehr isst. Insofern liegen wir mit diesen Vorkehrungen auf der sicheren Seite. Als Alternative, insbesondere für längeren Halt.
Vielleicht habe ich einen Patienten, der wirklich nicht gut aussieht. Und ich habe das Gefühl, dass ihm eine Langzeitfütterung gut tun würde. Dann würde ich Ihnen aus unserem Produktportfolio lieber das OnCare empfehlen.
Es handelt sich hierbei um eine relativ neue Diät für schwer erkrankte Tiere. Es ist hier insbesondere zum Verwöhnen gedacht. Und natürlich gibt es auch beim Trockenfutter und Nassfutter besonderen Geschmack.
Generell sollte ich hier den Fokus der Überwachung auf meine interne Leitung der Klinik legen. Oder auch für den Tierbesitzer zu Hause. Und es gibt auch schöne Formulare der WSAVA, wo man Hilfe bekommen kann.
Wir wissen: Wenn man dem Tierhalter etwas sagt, gehört das in der Praxis immer nur dazu. Der Teil, den er mit nach Hause nimmt, ist ein eher kleinerer. Und so kann ich den Patienten mit solchen schriftlichen Unterlagen sehr gut unterstützen.
Zusammenfassend ist eine ausreichende Versorgung mit Proteinen und anderen Nährstoffen für die Heilung und Genesung von entscheidender Bedeutung. Bitte lassen Sie das nicht in den Hintergrund geraten. Ich weiß, dass die Operation für den Chirurgen aufregend ist.
Und dass der Patient danach gut gelaunt ist. Vergessen Sie dabei aber bitte nicht, dass die Ernährung für eine gute Genesung des Patienten von großer Bedeutung ist. Sein Immunsystem unterstützt ihn, er fühlt sich wohl und hat alle Nährstoffe für die Genesung bereit.
Der optimale Ausnüchterungszeitpunkt und der postoperative Ernährungsplan müssen leider bei jedem Patienten individuell ermittelt werden. Sind beispielsweise Gelenke betroffen, kann man auch langfristig auf gelenkunterstützende Nahrung zurückgreifen. Wir wählen beispielsweise unser JD, das Omega-3-Fettsäuren enthält, die den Knochenerhalt unterstützen und Entzündungsmediatoren senken.
Und da macht es wirklich Sinn, dem Tierhalter auch für die Fütterung zu Hause eine klare Empfehlung zu geben. Danke für deine Zeit. Und dann werde ich meinen Vortrag wieder unterbrechen, damit Martin fortfahren kann.
Und wir werden sehen, wie es aus operativer Sicht bei unserer Patientin weitergeht. Ich freue mich schon sehr darauf. Nun kommen wir zurück zum Hauptthema, nämlich unserem Patienten mit der Fraktur.
Den Polytraumapatienten lassen wir hier außen vor und versorgen nur den Bruch. Einige wichtige Dinge haben wir bereits angesprochen und möchten diese nun noch einmal wiederholen und vertiefen. Daher ist es sehr wichtig, den Patienten zunächst einzuschläfern.
Daher ist es wichtig, ob der Patient gehfähig ist oder nicht. Und als Zweites müssen wir den Bruch bzw. das Trauma lokalisieren. Und selbst wenn Sie jetzt einen Patienten haben – und ich weiß, wie schwer das für Sie ist, wenn der Patient sich überall verletzt –, Sie haben einen Besitzer neben sich und sagen, nein, nein, nein, tun Sie meinem Tier nichts an oder so, dann macht es trotzdem Sinn, diesen Patienten abzutasten.
Man sollte mal schauen wo der Bruch ist, einmal gezielt Röntgenaufnahmen machen, aber auch nicht übersehen, dass er vielleicht mehr als einen Bruch hat, also grundsätzlich vielleicht neben dem Oberschenkel noch eine Pfote gebrochen ist oder unten Zehen gebrochen sind, damit man nichts übersieht und dann am Ende wieder einen Patienten hat, der danach immer noch nicht läuft. Gerade die nicht gehfähigen Patienten sind für uns eine echte Herausforderung, da die Gründe dafür sehr unterschiedlich sein können. Sie können neurologisch bedingt sein, mehrere Extremitäten können durch Knochenbrüche betroffen sein oder es können neben dem Bruch noch weitere Verletzungen vorliegen.
Nehmen wir hier ein Beispiel: Hier kam ein Patient zu mir, sein Bein schmerzte, es war ganz klar, es handelte sich um eine Radius-Ulna-Fraktur, eine Operation war sofort geplant, jetzt machen wir eine Osteosynthese für die Radius-Ulna-Fraktur. Aber der Patient, der vor mir lag, blieb nicht stehen, sondern ließ sich sofort wieder zur Seite fallen. Wir haben dann durch die klinische Untersuchung erfahren, dass das Sprunggelenk hinten verdickt ist und haben dann in Sedierung und entsprechender Schmerztherapie, weil das bei so einem Patienten oft nicht mehr möglich ist, Belastungsröntgen gemacht und dabei festgestellt, dass er zusätzlich eine Sehnenscheidenentzündung und damit eine Instabilität hat.
Deshalb sollten nicht gehfähige Patienten, die möglicherweise mehrere Extremitäten betreffen, andere orthopädische Traumata erlitten haben oder vielleicht an einer neurologischen Erkrankung leiden, besonders intensiv untersucht werden. Und das ist wichtig, denn bevor man den Patienten weiterschickt oder eine Therapie plant, muss man schon ein wenig auf die Prognose eingehen können. Und das ist der wichtige Punkt.
Und ich muss sagen, für den Chirurgen, der später operiert, ist der Hausarzt oft der ganz entscheidende Faktor. Die Kommunikation mit dem Eigentümer ist für die Erwartungshaltung sehr wichtig und diese Erwartungshaltung hängt oft damit zusammen, wie gut die Compliance des Eigentümers ist und ob wir am Ende ein gutes Ergebnis erzielen. Den Besitzer interessiert natürlich zunächst, ob dieser Patient operiert werden muss.
Und das müssen Sie zuerst entscheiden. Handelt es sich um einen Bruch der konservativ behandelt werden kann oder ist eine operative Versorgung notwendig? Auf die Beispiele gehen wir später noch ein. Das Zweite, was für den Besitzer sehr wichtig ist, ist die Prognose.
Handelt es sich um einen Bruch, bei dem ich davon ausgehen kann, dass ich danach, wenn er versorgt ist, einen Patienten habe, der ein normales Leben führen kann, der normal alt werden kann und tatsächlich ein schmerzfreies und faulheitsfreies Leben führen kann? Oder wird es ein Patient sein, bei dem tatsächlich mit dauerhaften Einschränkungen zu rechnen ist? Und wenn er das hat, dann muss man sich diesen Patienten genau anschauen und mit dem Besitzer ganz genau besprechen, ob er das möchte. Und es gibt so ein System, das kommt aus dem Amerikanischen, das heißt Fracture Patient Assessment Score, mit dem man eigentlich versucht, wenn man den Patienten vorstellt, eine möglichst gute Prognose stellen zu können. Und dann versucht man, alle Faktoren, die für die Prognose bei einem Frakturpatienten wichtig sind, zusammenzufassen und daraus dann ein Ergebnis zu ziehen, um die Prognose dann mit dem Besitzer zu besprechen.
Und diese Prognose beruht nicht nur auf einem offensichtlichen Bruch, den man sofort erkennt, sondern die Prognose hängt auch von den biologischen Faktoren ab, die den Patienten beeinflussen. Dabei kommt es nicht nur auf die mechanischen Faktoren der Fraktur an, sondern es sind auch sog. Patienten- und Besitzerfaktoren, die eine ganz wesentliche Rolle spielen, ob uns am Ende eine erfolgreiche Osteosynthese bzw. eine konservative Frakturversorgung gelingt. Denn eigentlich ist es so: Nur wenn alle Faktoren zusammenkommen, wird es auch ein gutes Ergebnis geben.
Ich werde kurz auf diesen Fracture Patient Assessment Score eingehen. Das ist eine Tabelle, die du gemacht hast, wo man eigentlich fast Zahlen aufrufen kann und dann am Ende über den Zahlenwert sagen kann, ist das ein Patient, der mit großer Wahrscheinlichkeit wieder ganz gesund ist und bei dem alles in Ordnung ist? Das ist also ein Patient, der auf der Skala eine 10 hat, oder hier steht geringes Risiko, also ein sehr geringes Risiko, dass es nicht gut geht, oder die grüne Farbe bedeutet, dass Sie sagen, ja, das ist okay. Das Gegenstück ist natürlich die 1 mit der roten Farbe.
Und da sieht man schon an den biologischen Faktoren, dass das Alter eine Rolle spielt. Und hier ganz junge Tiere, Tiere, die sich noch im Wachstum befinden. Sie verfügen bereits jetzt über eine aktive Knochenproduktion und dadurch auch über eine schnelle Knochenheilung.
Das wäre also ein sehr positiver Faktor. Wenn ich einen geriatrischen Patienten habe, ist das manchmal ein negativer Faktor, unabhängig davon, wie der Bruch aussieht. Ein gesunder Patient, positiv.
Ein Kranker, Diabetiker, Polsterpatient oder einer, der Kortison nimmt, ist ein schlechter Faktor. Wenn die Weichteile bei einem Unfall verletzt wurden und massiv in Mitleidenschaft gezogen wurden, stelle dir einen Pfotenbruch vor, das Auto ist drübergefahren, oder der Unterschenkel im unteren Bereich, du hast fast keine Weichteile mehr im Mantel, dann ist auch die Blutzufuhr meist sehr deutlich eingeschränkt. Bei diesen Patienten ist auch die Heilung deutlich schlechter und somit auch die Chance auf ein gutes Ergebnis nicht so gut, als wenn sie einen Bruch im guten Weichteilmantel haben, also zum Beispiel im Oberschenkel-, Beckenbereich, Oberarmbereich, wo sie eine gute Blutversorgung und eine gute Heilungsmöglichkeit haben.
Vom Knochen selbst her heilt der Spondyloseknochen natürlich besser als der Kortikalisknochen. Allerdings hat die Spondylose den Nachteil, dass es sich meist um einen sehr gelenkähnlichen Bruch handelt und wir dadurch weitere Probleme haben, die wir berücksichtigen müssen. Aber wenn wir es rein biologisch betrachten, dann wäre natürlich ein Bruch im Bereich der Spondylose optimal.
Was die Art des Traumas angeht, spielt das auch eine Rolle, wir haben ein sogenanntes High-Velocity-Trauma oder Low-Velocity-Trauma, und die Art und Weise, wie diese Verletzung zustande kommt, spielt eine relativ große Rolle. Wenn man also eine Schusswunde hat und das ganze Gewebe darum herum zerstört ist, dann sind bei einer so hohen Geschwindigkeit die Heilungschancen viel geringer als bei einem leichten Trauma. Und was für Sie vielleicht nicht so offensichtlich ist: Je nachdem, wo sich der Bruch befindet und wie der Zugang ist, können auch iatrogene Schäden bei der Fixierung eine Rolle spielen.
Deshalb sind kleine Zugänge, minimalinvasive Vorgehensweisen, wenn möglich oft besser. Biologisch gesehen haben wir das abgeschlossen und gehen dann zur zweiten großen Gruppe über, die wir auch wieder etwas isoliert betrachten, nämlich der mechanischen Gruppe, und die ist sehr leicht zu verstehen. Alles was zu einer Lastverteilung und einer guten Belastung nach der Fixierung führt, am besten noch mit Kompression, das sind Dinge, die eine sehr gute Prognose haben.
Sachen, wo der Kontakt noch da ist, sodass wir die Achse, die Richtung, alles gut positionieren können, auch die Beinlänge, haben meistens einen sehr guten. Bei komplexen Brüchen mit großen Trümmerfeldern kann es schwierig werden, die Achse richtig zu finden. Die gesamte Belastung liegt auf dem Implantat, da der Knochen überhaupt nichts trägt.
Natürlich erhöht sich unser Risiko. Was viele etwas unterschätzen, ist auch, wenn ein Patient mehrere Beine gebrochen hat. Bei einem Patienten mit einem Zweibeinbruch ist die Prognose also nicht doppelt so hoch wie bei einem Bein, sondern verschlechtert sich, weil er die Gewichtsverlagerung auf das gesunde Bein nicht durchführen kann.
So viel kann er nicht entbehren. Das Risiko eines Implantatversagens ist geringer. Und hier ist etwas von Little Dog und Toy Dog und so weiter.
Wir sprechen hier zwar von Katzen, aber Katzen mit starkem Übergewicht und schwacher Muskulatur haben einfach eine schlechtere Prognose als Katzen mit guter Muskulatur und leichtem Gewicht. Hier sind einige Beispiele. Der einfache Bruch, hier ein Schienbeinbruch mit intaktem Wadenbein.
Wenn man da ein Implantat einsetzt, haben wir eine gute Lastverteilung, eine belastbare Osteosynthese, das ist einfach eine gute Möglichkeit. Bei komplexen Frakturen wissen wir, dass offene Frakturen, also Mehrfragmentfrakturen, natürlich schwieriger zu beurteilen sind. Und wenn dann noch mehrere Brüche vorliegen, dann wird das Ganze noch schwieriger.
Ein besonderer Bruch, dazu kommen wir gleich noch, ich zeige ihn euch auf den ersten beiden Bildern, ist der Beckenbruch, weil das Becken als geschlossener Kasten nochmal einen eigenen Charakter hat. Hier eine Einschätzung der Lokalisierung. Gelenkbrüche sind dort etwas schwieriger.
Wie Sie jetzt sehen, ein Oberschenkelhalsbruch mit proximaler Fraktur, das ist sehr schwierig. Und auch von betroffenen Knochen, von dem Zugang hier, wir haben vorhin schon darüber gesprochen, sind Tibia-, Femur-, evtl. Radius- und Fußfrakturen noch besser zu erkennen als beispielsweise Oberarm-, Becken- oder Schulterblattfrakturen. Bei diesen Patienten sind mehrere Knochen und Gelenke zusätzlich betroffen.
Neben den mechanischen Faktoren spielt ein letzter Faktor eine Rolle. Und das sind der Besitzer und der Patient. Wenn ich einen Eigentümer habe, der eine gute Compliance mitbringt, dann ist das eine sehr wertvolle Situation.
Er wird die entsprechenden Nachuntersuchungen durchführen, er wird Physiotherapie machen, er wird die Verbandsbehandlung durchführen. Mangelnde Compliance kann zu zahlreichen Problemen führen. Und der Zweite ist auch der tierische Patient.
Ein Patient, der sich kaum anfassen lässt, der kratzt, beißt, der in der hintersten Ecke sitzt, die Katze, die bei jedem Verbandswechsel eine Betäubung braucht, sind sicher auch negative Faktoren. Und wenn man diese dann alle zusammenzählt, dann kommt man aus diesen drei Faktoren, mechanisch, biologisch und klinisch, zu einem Gesamtergebnis. Und Sie werden sehen, ob dieses Gesamtergebnis aus allen drei Faktoren eher in Richtung grün geht und zehn oder mehr in Richtung rot bzw. schlecht.
Dies ist Ihre erste Einschätzung und Sie haben damit bereits eine Prognose gestellt. Man kann schon ein bisschen sagen, wie aufwändig die Nachbehandlung wird, wie aufwändig die Kosten sein werden. Und jetzt spielt es für Sie natürlich eine Rolle, ist das ein Patient, den Sie selbst behandeln können oder ist das ein Patient, den Sie weiterschicken? Konservativ, das kann man oft.
Operativ, viele werden den Patienten weiterschicken können. Und jetzt wollen wir die Grundversorgung durchgehen, die Sie leisten, unabhängig davon, ob Sie sie weiterleiten oder selbst durchführen. Wie bereits erwähnt, hat jeder Frakturpatient als Grundversorgung Anspruch auf eine Schmerztherapie.
Der Standard hierfür ist heute Morphium. Da wir relativ wenige Nebenwirkungen und eine sehr gute Schmerzwirkung haben. Wir nehmen also hochdosiertes Methadon mit.
Buprenorphin ist auch gut. Bei klinisch gesunden Tieren, deren Gewebe gut durchblutet ist, ist die Verabreichung steroidaler Antiphlogistika keine gute Methode. Und wir geben manchmal noch Scabapentin dazu, wobei die Schmerzwirkung über die Tage meist nur ein bisschen eintritt und manchmal auch nicht so stark, weil sie bei Brüchen sehr stark ist.
Aber es hilft manchmal im Umgang mit dem Patienten, was auch ein wenig beruhigend ist. Wir haben über die Antibiotika gesprochen. Wenn wir eines brauchen, dann ist das Penicillin das Mittel der Wahl.
Bei Knie- und Ellenbogenfrakturen ist eine Verbundbehandlung sinnvoll. Und natürlich, wenn es um offene Wunden geht. Und das Mittel der Wahl ist die Robert Jones Association.
Mit diesem Verband können wir den Bruch beruhigen, indem wir die Weichteile komprimieren und so einer weiteren Schwellung und Ödembildung vorbeugen. Und womit wir auch eine deutliche Schmerztherapie machen, weil diese Knochen nicht mehr herumspringen und weitere Schmerzreaktionen machen. Das ist das Wichtigste.
Infrage kommen für Sie ggf. konservative Therapien bei Beckenbrüchen sowie bei Brüchen, die lediglich Risse aufweisen oder kaum verrenkt sind. Bei Beckenbrüchen, also bei denen es wirklich nur zu geringen Verschiebungen kommt, bei denen der Beckenkanal weit genug ist, bei denen diese Dinger erhalten geblieben sind, sind konservative Therapien möglich. Eigentlich ist es so, dass wenn die Stützachse von der Wirbelsäule über das Iliopsoasgelenk bis in die Bauchspeicheldrüse gestört ist, man eher operieren sollte, denn das wäre bei den heute verordneten Therapien auch die Schmerzursache.
Daher sollten solche verschobenen Patienten operiert werden. Hier nochmal die Gipsbehandlung, aber wir nähern uns schon etwas dem Ende. Ich gehe jetzt noch schnell die letzten Dinge durch.
Hier die Gipsbehandlung. Dies können Sie selbst tun. Gipsbehandlung, nur zwei Lagen Watte, sehr dünn gepolstert.
Es muss gut sitzen. Wir machen es so, unten kommt jeweils ein Klebestreifen, medial und lateral. Wir legen eine Watteschicht darüber, komprimieren diese leicht mit Krepp und wickeln das Pflaster anschließend so ein, dass es eine gerade anatomische Position einnimmt und wir es bis zu sechs Wochen auf dem Pflaster belassen können.
Bei Mittelfußbrüchen ist das Gleiche, das machen wir ausschließlich mit Schienen, und diese Schienen können auch mehrere Wochen halten. Wenn Sie eine konservative Therapie durchführen, dann ist es wichtig, dass Sie während der Bandtherapie regelmäßige Kontrollen durchführen. Achten Sie darauf, ob Sie ein solches Pflaster angelegt haben, dass die Pfoten gut durchblutet sind, die Lymphknoten nicht angeschwollen sind, keine Allgemeinbeschwerden vorliegen.
Ansonsten wechselt man das Band lieber noch einmal und lässt es erst in sechs Wochen ankommen. Und wenn es über Knochenpunkte geht und ihr Bandwechsel macht, achtet bitte immer auf die Dekubitusprophylaxe und sorgt dafür, dass wir keinen Dekubitus bekommen. Offene Frakturen und Tumoren im Wachstumsbereich sollten umgehend operativ versorgt werden und müssen als Notfall behandelt werden.
Zervikale Frakturen und proximale Frakturen können elektiv eingesandt werden. Hier sind einige Beispiele dafür. Auf die zervikalen Dinge wollte ich aus Zeitgründen noch etwas mehr eingehen, damit ihr zwar noch Fragen stellt, aber etwas auslasst.
Und dann möchte ich noch kurz auf die Brüche eingehen, nämlich auf unsere beiden Großkatzen. Wir sehen sie immer wieder, aber sie werden oft übersehen und wir erkennen sie zu spät. Wenn Sie heute eine unserer Großkatzen besitzen, die im Alter von einem dreiviertel Jahr bis zu zwei Jahren plötzlich hinken können und kein wirklich großes Trauma bekannt ist, sollten Sie diese dennoch gut untersuchen lassen.
Sie leiden an einer sogenannten Epiphysenverlagerung. Es handelt sich hierbei ebenfalls um eine Fraktur, hinter der allerdings vermutlich ein anderer Pathomechanismus steckt. Und wenn Sie die Informationen frühzeitig bereitstellen können, wenn Sie sie frisch erhalten, können Sie sie manchmal direkt und operativ bereitstellen.
Ansonsten kommen meist nur eine Hüftkopf-Hals-Exzision und ein künstliches Gelenk in Frage. Nach der Behandlung evtl. alle paar Tage eine kurze Kontrolle. Wichtig ist, dass Sie stets die Funktion prüfen.
Auf einer gut ausgeführten Osteosynthese sollte der Patient begehbar sein. Sie sollten über eine gute Beweglichkeit verfügen und die Beine sollten keine Achsenabweichungen aufweisen. Röntgenkontrollen sollten, je nach Alter des Tieres, nach drei bis acht Wochen durchgeführt werden.
Und diese sollten gut aufbewahrt werden, damit man sie beurteilen und dadurch möglicherweise anregen kann. Eine Implantatentfernung sollte dann erfolgen, wenn der Patient Beschwerden hat, zum Beispiel weil sich Implantate verändern, eine Entzündung vorliegt oder es sich um ein sehr junges Tier handelt oder die Stelle weit distal liegt und Implantate dort stören würden. Dort ist eine Implantatentfernung meist sinnvoll.
Das war dann zum Schluss schon ein kleiner Saugalopp, da wir noch etwas länger über die Ernährung gesprochen haben. Und deshalb habe ich versucht, den anderen etwas schneller zu machen. Nun haben wir nur noch wenige Minuten und ich übergebe an Thomas, damit er die Fragen und die Diskussion anstoßen kann.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ja, vielen Dank, Britta. Vielen Dank, Martin.
Und tatsächlich haben wir derzeit zwei Fragen. Auf einige davon habe ich mir bereits geantwortet. Stefanie Adolf fragt: In welcher Dosierung gibt man Gabapentin? Ich hätte 50 mg pro Katze gesagt.
Ich bin gespannt, was Ihr macht. Thomas, ich muss sogar sagen, dass das einige der Fragen sind, die ich grundsätzlich beantworte, da ich nicht der Mensch bin, der die Medikamentenzahlen im Kopf hat. Ich bin jetzt ganz banal und sage, das schauen wir uns mal kurz an und bei mir ist es natürlich so, dass es in der Klinik so ist, dass die meisten Leute aus der Klinik nach Hause gegangen sind, denen gebe ich das gar nicht.
Aber bevor ich was Falsches sage: Bei mir sind die Zahlen immer da und ich gebe eigentlich keine Medikamentendosierungen in dieser Form heraus. Das sollte jeder selbst nachschauen. Ok, das ist konsequent.
Gut. Dann bleibt noch die Frage, in welcher Einheit erfolgt die RER-Berechnung in Joule oder Kalorien, bzw. in diesem Fall Kilokalorien? Ich denke, die Frage ist eindeutig an dich gerichtet, Britta. Sag es noch einmal, ich habe den Zustand akustisch nicht verstanden.
In welcher Einheit erfolgt die RER-Berechnung? Okay. Genau, in Kilokalorien. Okay.
Gut danke. Das war die Frage von Angelika Meißner. Sie fragte auch, ob wir das übersetzen könnten.
Das habe ich für mein Team mitgenommen. Gibt es noch weitere Fragen an die Leute? Mehr haben wir auch im Chat nicht. Gut.
Dann möchte ich, es ist 2 Uhr euch beiden nochmals ganz herzlichen Dank. Liebe Britta, lieber Martin, es hat Spaß gemacht. Vielen Dank für Ihre Präsentation.
Es war sehr aufregend. Ich denke, wir sind alle ein bisschen schlauer als um 1 Uhr weil wir viel gelernt haben. Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken.
Und in diesem Fall beenden wir die Sitzung. Vielen Dank an alle. Und vielen Dank an alle, die heute an dem Treffen teilgenommen haben.
Und vielleicht auch jene, die es in Zukunft noch ein weiteres Jahr lang aufzeichnen lassen. Vielen Dank. Wir sehen uns.
Ciao. Vielen Dank und auf Wiedersehen.